Der Einklang und die Ordnung

Frieden in der Seele

Es ist ein großes Geschenk, wenn wir im Leben einen Ort gefunden haben, an dem wir mit der Natur gehen können. Der Rhythmus des Tages mit dem Sonnenlauf gibt uns natürliche Ruhephasen und bringt uns nicht nur in unseren Biorhythmus sondern lässt uns auch spüren wie wir eins werden mit dem Land, von dem wir uns ernähren.
Mit den Händen in der Erde zu arbeiten, lässt uns, uns selbst erden und schenkt eine besondere Zufriedenheit.
Die Natur ist „einfach“, unabhängig was gerade ist, ob Regen oder Sonnenschein.
Niemand hat je einen Strauch oder einen Baum gehört, der jammert oder sich beschwert.
Die Natur folgt eigenen Mustern. Das, was für sie funktioniert, wird weiter genährt und vermehrt. Irrt sie sich, zieht sie ihre Schöpfung zurück.

Wir Menschen sind ähnlich. Wie ein Baum, der über seine Wurzeln gespeist wird, so handeln und empfinden wir in bestehenden Mustern. Der Wunsch ist groß, mit allen Menschen, die uns umgeben, genauso in den Einklang zu kommen wie mit der Natur und ein Leben zu führen, welches in Ordnung ist.

Die Aufstellungsarbeit mit Familien und weiteren Systemen wie Organisationen, Unternehmen oder Vereinen bewirkt Stück für Stück genau dies. Wir kommen in den Einklang mit uns und damit auch mehr in Einklang mit unserem Leben. Beziehungen ordnen sich, Konflikte werden befriedet. Sogar Krankheiten erhalten auf sich eine andere Sichtweise, die Heilung bringen kann, wo vorher oft keine Hoffnung war.

Solange wir nicht verstehen, weshalb wir wirklich körperliche oder seelische Schmerzen haben, solange wir nicht bereit sind, für die Heilung unser Leben zu verändern und zu lernen bzw. hinzuhören, was wir wissen müssen, solange werden wir Schmerzen und Konflikte haben, leiden.

Nur viel zu oft wissen wir gar nicht, was die Ursache ist, weshalb sich immer wieder die ähnlichen, gleichen Muster abspulen.
C.G. Jung beschreibt dies so: „Solange das Unbewußte im Unterbewußtsein bleibt, wird es dein Leben steuern und du wirst es Schicksal nennen.“

In den Aufstellungsseminaren sind die Teilnehmer für einander Stellvertreter und stehen für die Beteiligten z. B. eines Beziehungskonflikts. Durch die entstehende Dynamik kommen dann die verborgenen Ursachen ans Licht.
Wenn man z. B. gemobbt wird, denkt man, daß derjenige, der mobbt einem böse will. Doch wie überrascht ist man, wenn derjenige verliebt ist? Auf eine tragische Weise, in der er seine Liebe gar nicht ausdrücken kann?

Vertrauen ins Leben

Diese Liebe, die wahre Ursache wird sichtbar in der Dynamik, welche in einer Aufstellung entsteht durch die Bewegungen und Körpersprache der Stellvertreter.


Die Ursache kann aber auch in den vorangegangen Generationen liegen. Jede Familie hat ihre Ausgeschlossenen, ihre Vergessenen und jene, die man noch gar nicht gesehen hat. Auch Kinder, die in den ersten Monaten der Schwangerschaft abgingen, brauchen einen Platz im System ihrer Familie.
Ein Aufsteller weiß noch nicht, was sich ihm zeigt, wenn er ein Anliegen genannt bekommt und dieses beginnt aufzustellen. Er geht gesammelt mit seinem Wissen, seinen Erfahrungen und den Impulsen in eine Aufstellung.

 

Zitat Bert Hellinger aus seinem Buch Ordnungen der Liebe:
„Absichtslosigkeit und Furchtlosigkeit ermöglichen den Einklang mit der Wirklichkeit, wie sie ist, auch mit ihrer Angst machenden, überwältigenden furchtbaren Seite. Daher ist der Therapeut im Einklang mit Glück und Unglück, Unschuld und Schuld, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod. Doch gerade aus diesem Einklang gewinnt er die Einsicht und Kraft, sich auch dem Schlimmen zu stellen und es manchmal im Einklang mit dieser Wirklichkeit auch zu wenden. Ich erzähle dazu eine Geschichte:

Ein Jünger wandte sich an einen Meister: „Sage mir, was Freiheit ist!“
„Welche Freiheit?“, fragte ihn der Meister.
„Die erste Freiheit ist die Torheit. Sie gleicht dem Ross, das seinen Reiter wiehernd abwirft. Doch umso fester spürt es nachher seinen Griff.
Die zweite Freiheit ist die Reue. Sie gleicht dem Steuermann, der nach dem Schiffbruch auf dem Wrack zurückbleibt, statt dass er in ein Rettungsboot steigt.
Die dritte Freiheit ist die Einsicht.  Sie kommt nach der Torheit und der Reue.  Sie gleicht dem Halm, der sich im Winde wiegt und, weil er, wo er schwach ist, nachgibt, steht.“
Der Jünger fragte: „Ist das alles?“
Darauf der Meister: „Manche meinen, sie selber suchten nach der Wahrheit ihrer Seele. Doch die große Seele denkt und sucht durch sie. Wie die Natur kann sie sich sehr viel Irrtum leisten, denn falsche Spieler ersetzt sie laufend mühelos durch neue. Dem aber, der sie denken lässt, gewährt sie manchmal etwas Spielraum, und wie ein Fluss den Schwimmer, der sich treiben lässt, trägt sie ihn mit" vereinter Kraft ans Ufer.“

Hinschauen, was schmerzt

Der Mut lohnt sich. Für den Aufsteller als auch für alle Teilnehmer einer Aufstellungsarbeit. Durch die Gemeinschaft in der Aufstellungsarbeit entsteht ein geschützter Raum, in dem man sich in jeder Weise zeigen kann und mit jeder Dynamik kann gearbeitet werden. Hier kann man sich anschauen, was vor der Aufstellung im Verborgenen und aus der Vergangenheit heraus gewirkt hat. Worte, die möglicherweise den Schmerz noch tiefer eingraben, sind in der Aufstellungsarbeit nicht nötig und Worte verhindern die Arbeit auf der emotionalen sowie seelischen Ebene. Doch in der Aufstellung wird genau damit gearbeitet mit den Emotionen und mit der Seele.

Das was, schmerzt, abzulehnen und dem zu widerstehen, macht es stärker und die Lösung wird unmöglich. Die Lösung scheitert an dem Widerstand zur Situation.

Ohne Zustimmung keine Heilung

 Die Lösung oder die Heilung, wenn es sich um eine Krankheit handelt, gewinnt also zuerst an Kraft durch die Zustimmung zu dem, was Schmerzen bereitet und Leid.

In einer Aufstellung schaut man sich an, was Angst macht. So sehr Angst, daß man jeden Preis dafür gezahlt hat, es zu unterdrücken. Doch der Weg aus der Angst heraus, aus Schmerz, Angst und Leid heißt, sich alles anschauen und zu bejahen. Ja, das macht Angst. Ja, das sind Schmerzen. Ja, ich leide. Ja, es ist so wie es ist. Schmerz wird zugelassen in all seiner Form, in der er sich endlich zeigen darf. Ein Verschmerzen wird möglich.

Aus diesem Zustand der Anerkennung heraus, beginnt der Anfang in den Einklang des Seins zu kommen. Dadurch, daß eine Krankheit genau betrachtet wird oder ein Konflikt, hat man die Möglichkeit durch sein gegenüber, der z. B. die Krankheit vertritt sein Bewußtsein zu erweitern und viel mehr zu erkennen und zu spüren als bisher der Fall war. In der Möglichkeit, sich die Wirklichkeit anzusehen und tiefer ins Mitgefühl zu gehen, erfahren wir Liebe. Ohne Worte sogar kann sich nun durch die Dynamik eine Bewegung ergeben und ein Erkennen, daß Schmerzen nicht nur vorhanden sind, um zu leiden, sondern auch um etwas zu lehren. Das schafft man beginnend durch das Anerkennen und das Hinsehen, um dann in die größere Weite gehen zu können. Dorthin wo Heilung und Linderung liegen.

Wenn das, was im Verborgenen gewirkt hat, anerkannt, gesehen und verschmerzt wurde und jene, die vergessen oder verstoßen waren, ihren Platz bekommen haben, können Angst sowie Leid in die Vergangenheit gehen, ebenso wie eine Krankheit oder ein Konflikt.
Zitat Bert Hellinger:
„Wenn das Vergangene vorbei sein darf, gibt es Zukunft.“

Weiter oben habe ich geschrieben, daß wir uns auch ein Leben wünschen, welches in Ordnung ist.
Diese Ordnung bezieht sich nicht ausschließlich auf ein ordentliches Heim und Status sondern, mehr oder weniger unbewußt, auch darauf, daß alle unsere Beziehungen in unserem Umfeld harmonisch sind.
Wir sind uns nicht bewußt, wie stark sich ein Familiensystem auf unser Leben auswirkt.
Es beeinflußt unsere Gesundheit, unsere Beziehungen und unseren Erfolg, bezogen darauf in wie weit wir in der Lage sind, ein Projekt zu beginnen, es durchzuführen und es zu vollenden.
Systemisch gesehen z. B., „die Mutter zu haben“, bedeutet, beziehungsfähig und bindungsfähig zu sein, in Fülle leben zu können und die Mittel zu haben, um ein Projekt beginnen zu können. „Den Vater zu haben“ bedeutet, das Projekt durchführen zu können und es zu vollenden. Regeln z. B. einer Gemeinschaft anerkennen zu können und sie einzuhalten.

Stellen wir uns unsere Mutter links hinter uns vor und unseren Vater rechts hinter uns und lehnen uns mit dem Rücken an sie, dann fließt Kraft. Nun stellen wir uns unsere Großeltern hinter unseren Eltern vor und hinter unseren Großeltern die Urgroßeltern, usw.. Aus einer langen Reihe der Ahnen fließt die Lebenskraft zu uns und wir geben das Leben und seine Kraft an unsere Kinder weiter. Fühlt ihr die Kraft? Sie fließt umso stärker, je geordneter und vollständiger unser System ist.

Wie sehr ist es uns bewußt, daß wir leben durch unsere Eltern? Wie groß ist das Geschenk des Lebens für uns? Unabhängig davon, welche Zeiten wir mit unseren Eltern durchlebt haben, können wir unser Leben nehmen und allein für unser Leben dankend auf unsere Eltern schauen und ihnen sagen, euch zu Ehren mache ich etwas Gutes daraus?
Schließ deine Augen und stellt dir vor, deine Eltern stehen vor dir. Wie siehst du sie? Kannst du annehmen, was sie dir gegeben haben?

All das, was jetzt hochkommt an „ja, aber …..“ an Tränen, Vorwürfen, Ent-Täuschung und Wut sind die Themen, mit denen wir anfangen können, unser Leben in Einklang und in Ordnung zu bringen, wodurch in der Seele tiefer Frieden entstehen kann.

Denn das, was vorbei ist und gewesen sein darf, bleibt in der Vergangenheit und kommt in unseren Gefühlen und Gedanken auch nicht mehr hoch. Es ist jedoch nicht nur für uns vorbei, sondern die Wirkung des Schlimmen aus der Vergangenheit kann nicht mehr an die nächste Generation weitergegeben werden.

Das Leben geht immer in die Weite sowie die Fülle und der Blick ist nach vorne gerichtet. Was in der Zukunft liegt, kann freier, gelassener entstehen. In Frieden.

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